Die Tage zwischen den Jahren laden ganz besonders dazu ein, still zu werden. Aus der Ruhe Kraft fürs neue Jahr zu schöpfen. Es ist ein Schritt, sich auf diese Stille einzulassen. Doch er lohnt sich.

 

„Stille wirkt oft bedrohlich, verbindet sich mit Leere und Langeweile, ihr gilt es zu entfliehen.“ (Bruderer 1997, S. 71)
Da Stille von vielen Menschen heute als störend, beunruhigend oder ungewohnt erlebt wird, entsteht sie so gut wie nie, wo Menschen zusammenkommen: „Unsere Zeit hat Mühe mit der Stille. Das Erleben der Stille ist vielen Menschen fremd und unbekannt.“ (ebd.)

Zunehmende Ruhelosigkeit ist Merkmal unserer Gesellschaft. Doch in jedem Menschen ist ein Verlangen nach Stille angelegt, denn „nur im Stille-Werden ist eine Verbindung zur Tiefe unserer Existenz möglich“ (ebd.).
Das Stille-Werden, die Ruhe, ist „die Voraussetzung, um tiefergehende, auch religiöse Erfahrungen zu machen sowie eine selbstsichere Persönlichkeit entwickeln zu können“ (Böhm 2011, S. 200).

Stille kann eine Zeit für Neuentdeckungen und Neuschöpfungen sein, in ihr kann eine Ahnung geweckt werden, dass es mehr gibt als nur die äußere Realität (vgl. Bruderer 1997, S. 72):

„Der Stille ausgesetzt, wird der Mensch gezwungen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und spürt, wie scheinbare Sicherheiten wegbrechen und Verdrängtes plötzlich Raum bekommt. Gerade diese Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst […] kann lebensförderlich sein und spirituell bereichern.“ (Mehlem 2016, S. 173-174)

Neue Erkenntnisse. Ziele. Visionen. Träume. Spüren, was sich passend anfühlt und was nicht. Dankbar sein, für das, was war und ist. 

Es müssen nicht stille Tage sein, es reichen auch Momente oder bewusste Übungen. Denn: 

„Übungen zur Stille und Achtsamkeit sind Wege, die zu einem inneren Stillwerden helfen, Wege, die zu ganz neuen Wahrnehmungs- und Erfahrungsmöglichkeiten und Begegnungen mit sich selbst und dem anderen führen, die Nachsinnen und Nachdenken erst möglich machen.“ (Hirsch 2007, S. 103)

Wir dürfen uns diese Zeit nehmen – nicht nur im Winter. Doch gerade jetzt, wenn es um uns herum sowieso ruhiger ist, fällt das Einlassen vielleicht leichter. 

Ich freue mich darauf, was aus der Stille entstehen mag und im neuen Jahr zum Vorschein kommt!

 

Wozu nutzt du die stille Zeit? 

 

Bruderer, M. (1997): RU kreativ. Methoden, Konzeptionen, Materialien für einen erfolgreichen Religionsunterricht. München: Deutscher Katecheten Verein e.V.
Böhm, U. (2011): Religion im Alltag wahrnehmen und deuten. Popkulturelle und symboldidaktische Bausteine für Schule, Jugendarbeit und Gemeinde. Münster: Waxmann Verlag.
Hirsch, E. (2007): Meditieren und Stille erfahren. In: Baumann, U. (Hrsg.): Religionsmethodik. Handbuch für die Sekundarstufe I und II. Berlin: Cornelsen Verlag. S. 102- 117.
Mehlem, M. (2016): Das Potential von Musik in einer ganzheitlichen Seelsorge. Reihe: Theologische Reihe, Band 104. Sankt Ottilien: Eos Verlag.